LYDIA’S GEMSTONE - Das schwarze Musikuniversum hat einen neuen Stern


Das Debütalbum „The New Melancholy“ der Österreicher sorgte fast durchweg für positive Kritiken. Lydia’s Gemstone sind die Brüder Keimel, Sänger und Gitarrist Markus Keimel und Drummer Christian Keimel sowie Gitarrist Hannes Achmüller und Bassist Yosh Halbedl. Vielfältiger, einfallsreicher aber trotzdem schwermütiger, gitarrenlastiger Gothic-Metal trennt die 2008 gegründete Band doch deutlich vom Einheitsbrei ab. Um so erfreulicher ist es, Euch die Möglichkeit zu bieten, die Band einmal selbst zu Wort kommen zu lassen, um uns einen kleinen Einblick in Ihr Schaffen zu geben.

LYDIAS GEMSTOME logo INTI 2012Susanne: Hallo Markus, erstmal eine Frage zum Bandnamen. Welchen Hintergrund oder Bedeutung hat Euer doch etwas ungewöhnlicher Bandname?

Markus: Mir war es bei der „Namensfindung“ zum einen wichtig, dass er sozusagen ein Unikat ist, Widererkennungswert besitzt und zum anderen, dass er uns in kein Genre drängt. Der Name ist zwar keineswegs bedeutungslos, hat aber auch keinen erklärbaren Hintergrund.

Susanne: Wer ist bei Euch verantwortlich für das Songwriting und Komponieren, oder entstehen die Songs im Proberaum im Teamwork?

Markus: Als Gitarrist, Sänger und Texter bin ich der alleinige Hauptsongwriter bei Lydia’s Gemstone. Was das Arrangement angeht, ist besonders Christian (Drums) sehr stark involviert und steuert auch betreffend Rhythmik wichtige Ideen bei.

Susanne: Welche Einflüsse bezieht Ihr in Eure Musik mit ein, was inspiriert Euch?

Markus: Ich denke ganz ehrlich, dass ich mich beim Schreiben neuer Musik am meisten von mir selbst inspirieren lasse. Ich habe als Musiker den wohl wichtigsten Prozess betreffend, Selbstfindung schon hinter mir und bin auch keineswegs ein naiver Songschreiber, der all das, was er aktuell und bevorzugt hört, in seine Songs transportiert.

Susanne: Gibt es musikalische Vorbilder?

Markus: Ich bin als Musiker und Mensch soweit gereift um zu sagen, dass die Zeiten, an denen man an Vorbildern festhält bzw. sich an anderen Menschen orientiert, für mich vorbei sind. Vorbilder sind für einen heranwachsenden Jugendlichen eine sehr wichtige Sache, sollten aber dennoch mit Mitte zwanzig ein Ende gefunden haben *schmunzelt*. Ansonsten zweifle ich an der Entwicklung der jeweiligen Persönlichkeit. Ich ziehe mein eigenes Ding durch und schenke dem, was andere machen, dabei keine große Beachtung.

Susanne: Musikalisch liegt ihr ja doch zwischen zwei Genres. Wen sprecht Ihr mit Eurer Musik wohl mehr an, eher Fans aus der Gothic-Szene oder der Metalszene?

Markus: Lydia’s Gemstone liegt nicht zwischen zwei Genres. Ich schätze unsere Musik vielfältiger ein, um sie zwischen Gothic und Metal festnageln zu können. Zum Glück ist es auch so, dass unsere Musik von wirklich sehr vielen Seiten Anklang findet. Das ist aber auch Beweis das LG genreübergreifend funktioniert und agiert. Ich muss dazu auch sagen, dass ich nicht vorhabe eine ausgewählte Szene mit meiner Musik zu bedienen. Dieses Scheuklappen-Denken ist auch ab und an ein bisschen lästig *lacht*

Susanne: In welcher „Szene“ fühlt Ihr Euch zu Hause?

Markus: Wir sehen uns keinem Genre und keiner Szene gänzlich zuordenbar. Obwohl ich natürlich jeder Szene etwas abgewinnen kann und auch besonders die Gothic-Szene in all ihrer Vielfalt sehr beeindruckend und interessant finde! Man darf das alles auch nicht falsch verstehen. Wir distanzieren uns von keiner Szene mit der Absicht, eine solche nicht interessant zu finden. Wir lassen uns bloß in keine Schublade stecken! Ich finde es super auf meinem Konzert ein bunt gemischtes Publikum zu haben.

Susanne: Eure Texte sind doch sehr lyrisch und lassen dem Hörer so doch einen gewissen Interpretationsfreiraum. Wollt ihr Euch nicht auf einen „Standpunkt“ festlegen oder wollt Ihr den Hörer animieren, sich selbst Gedanken zu machen?

Markus: Wenn meine Texte andere Menschen zum Nachdenken bringen ist das eine tolle Sache und Bestätigung ihrer Qualität. Grundsätzlich thematisiere ich allerdings aber nichts zu dem man einen klaren Standpunkt vertreten müsste. Zumindest nötige ich Musik und Lyrik nicht dazu, anderen meine Meinung aufzudrängen. Ich liebe Wortspielereien, Aphorismen, Kofferwörter und sonstige poetische Wahnsinnigkeiten *lacht*. Meine Texte sind Momentaufnahmen in sehr poetischer Schreibweise. Ich mache mir keine Gedanken darüber, wie sie auf andere wirken.

Susanne: Wie wichtig sind Euch die Texte der Songs in der heutigen Zeit, wo der Großteil der Hörer sich kaum noch mit Texten auseinander setzt, sondern nur noch in großer Masse konsumiert?

Markus: Musik und Lyrik müssen ein Gesamtkunstwerk ergeben. Musikalische Tiefe, in Kombination mit Texten die an Niveau einem Kinderlied hätten entspringen können, zu vermitteln halte ich, um es durch die Blume zu sagen, für etwas fragwürdig. Ansonsten würde ich empfehlen Instrumentalmusik zu machen. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen denke ich, dass es sich um die Art von Musik handelt, ob sich jemand auch mit dem Text befasst. Umso niveauvoller die Musik, desto höher die Wahrscheinlichkeit des Interesses an den Lyrics.

Susanne: Ihr habt Euch ja die Latte mit dem Debütalbum schon recht hoch gelegt, wie geht Ihr nun mit dem Druck um, dass die neuen Songs mindestens genauso gut, bzw. noch besser werden? Welcher Druck ist für Euch größer, der eigene Ergeiz oder der Druck der Öffentlichkeit wie Fans und Presse?

Markus: Den größten Druck mache ich mir selbst! Ich bin mir bewusst wie vieles an Potenzial bei „The New Melancholy“ durch „Details“ nicht umgesetzt wurde und wie viel Luft wir nach oben haben. Es stehen jetzt bereits 10 neue Songs, des Weiteren beginnen wir im März mit der Vorproduktion zum Nachfolger. Das neue Material ist wirklich noch um Längen besser als das auf „The New Melancholy“. Es ist eigentlich mit Abstand das Beste, das mir je entsprungen ist. Wie allerdings Fans und Presse darauf reagieren werden, kann ich natürlich nicht beeinflussen *schmunzelt*.

Susanne: Gut, das werden wir dann ja zu gegebener Zeit erfahren, lässt aber schon mal gespannt auf den Nachfolger hoffen. Wie sehen die Pläne für die nähere Zukunft aus?

Markus: Gerade eben haben wir einen neuen Videoclip zum Song „Noir“ veröffentlicht. Wie auch bereits erwähnt, laufen die Arbeiten, welche sich zwar noch in der Songwriting / Arrangement-Phase bewegen, zum Nachfolger auf Hochtouren.
Meinerseits wird es 2012 auch wieder einen neuen literarischen Output sowie höchstwahrscheinlich auch eine musikalische Side-Project-Veröffentlichung geben.

LYDIAS GEMSTONE bandlive INTI 2012Susanne: Wird es 2012 Liveauftritte in Form einer Tour geben, oder sind eher Einzelkonzerte geplant, vielleicht bei Festivals?

Markus: Es wird im Herbst eine Tour geben! Im Frühjahr werden wir ein paar Einzelkonzerte spielen und was Festivals anbelangt werden es, wenn überhaupt, nur wenige werden, da unser Terminplan gerade im Sommer dieses Jahr nicht wirklich viel zulässt.

Susanne: Bei Metal1 war zu lesen, dass Ihr Euch schon wieder von Twilight kurz nach Erscheinen des Albums getrennt habt. Was waren die Gründe dafür?

Markus: Ich kann und möchte dazu nicht mehr sagen, als wir bereits im offiziellen Statement darüber gesagt haben. Schwerwiegende Differenzen haben uns leider dazu gezwungen den Vertrag vorzeitig zu lösen.

Susanne: Euer Album steht ja nun auf Eurer Homepage zum kostenlosen Download bereit, darf man dies als Trotzreaktion gegenüber dem alten Label werten? Was versprecht Ihr Euch davon, gleich das komplette Album anzubieten und nicht nur einzelne Songs?

Markus: Nein, das war keineswegs eine Trotzreaktion. Es ging uns lediglich darum, alle die inkl. vieler Verzögerungen auf dieses Album gewartet haben, eben dafür zu belohnen und keine weitere Wochen, im schlechtesten Falle sogar Monate, damit zu „vergeuden„ das Album über ein anderes Label zu releasen. Es wäre weiteres lediglich eine Verarschung dieser Leute gewesen, nur einige Songs vom Album als freien Download anzubieten. Ich erwarte und verspreche mir dadurch ganz einfach, dass unsere Fans sich eher darüber freuen, das Album gratis downloaden zu können, als dass es nicht wie angekündigt, gegen Bares erhältlich ist. *lacht*

Susanne: Seid Ihr nun auf der Suche nach einem neuen Label oder wollt Ihr in Zukunft alles in Eigenregie handhaben?

Markus: Ja, wir sind nun klarerweise auf der Suche nach einem neuen Label. In Eigenregie können wir kein Album regulär so veröffentlichen wie es angemessen wäre. Es gibt bereits ein paar Kandidaten aber mal sehen, was dabei rauskommt.
Susanne: Seid Ihr ausschließlich Musiker oder habt Ihr Euch auch ein beruflich „bürgerliches“ Standbein geschaffen?

Markus: Klar! Allerdings ist unklar, ob es nicht eher ein „Hinkebein“ als „Standbein“ ist *lacht*. Alle von uns gehen auch abseits der Musik einer Sache nach.

Susanne: Welchen Stellenwert hat Musik für Euch nicht nur in beruflicher Hinsicht, sondern viel mehr auch im Privatleben?

Markus: Das zu trennen ist für mich unmöglich. Ich trage die Melodien und die Musik an sich permanent mit mir. Glück und Bürde zugleich *schmunzelt*. Oder nennen wir es einfach Berufung, das hat keinerlei positiven aber auch keinen negativen Beigeschmack. Wie auch immer, Musik bestimmt mein Leben!

Susanne: Nun noch eine Frage an dich, Markus. Du hast im Sommer letzten Jahres Dein erstes Buch „Wörter haben Seele“ veröffentlicht. Worüber handelt es? Verarbeitest Du in Deinem Buch Themen, die Du bei Lydia’s Gemstone nicht einbringen kannst?

Markus: Das Buch heißt „Wörter haben Seele“ und ist kein Roman oder ähnliches, sondern vielmehr ein Poesiealbum bzw. Gedichteband. Allerdings ist dies kein Ablassventil für Dinge und Themen die ich bei LG nicht unterbringen könnte. Im Grunde ist es, was die Schreibweise und den Stil betrifft, auch nicht sehr verschieden zu dem was ich an Lyrik für Lydia’s Gemstone schreibe. Die Sprache macht den größten Unterschied!

Susanne: So, das war es meinerseits, ich bedanke mich für die Beantwortung der Fragen und wünsche Euch für die Zukunft alles Gute. Die letzten Worte gehören Euch. Gibt es noch etwas, was Ihr unbedingt los werden möchtet?

Markus: Ich bedanke mich ebenso für das umfangreiche und interessante Gespräch und hoffe,  Euren Lesern einen intensiven Einblick in meine Persönlichkeit, sowie Lydia’s Gemstone habe geben können und möchte herzlich dazu einladen, uns im Web zu besuchen!

http://www.myspace.com/lydiasgemstone

https://www.facebook.com/lydiasgemstone
 



Autor: Susanne Soer