RAVEN - Fischen wo es Fische gibt


Raven gehören seit mindestens fünfunddreißig Jahren auf die Kutten von Echtstahlfreaks. Mit der Bewegung der New Wave Of British Heavy Metal ans Licht gekommen, reichte es zwar nie für die Oberränge der Liga des Heavy Metal, doch die alten Newcastler waren immer am Ball, blieben nie lang der Livefront fern und existieren heuer in diesen Punkten qualitativ und quantitativ stärker als sonst. Übrigens spielen sie bereits seit siebenundzwanzig Jahren im selben Line-up. Offensichtlich zahlt sich Beständigkeit aus. Für noch mehr für Ausrufezeichen sorgt ihr aktuelles Album "ExtermiNation", eines der geilsten in ihrer Diskographie. Woher kommt all diese Energie? Das warf Fragen auf, die wir für die Leser von CROSSFIRE gerne stellten. Sie gingen an Gründungsmitglied, Songwriter, Basser und Shouter John Gallagher.

logoJoxe: Hallo John! Zuerst einmal Glückwunsch zu eurem neuen Album „ExtermiNation“, das euch super gelungen ist. Wir von CROSSFIRE sind der Meinung, dass es eines eurer besten Alben geworden ist. Ihr seid sicher ziemlich glücklich damit?

John: Danke! Ich sehe das auch so. Es ist tatsächlich ein neues Level für uns. Wir sind sehr glücklich damit, und es ist sehr befriedigend, die Kritiken zu sehen, und dass die Fans auch der Meinung sind.

Joxe: Es gab sechs Jahre kein Studioalbum von euch. „Walk Through Fire“ wurde im Jahre 2009 veröffentlicht. Aber in der Zeit dazwischen spieltet ihr exzellente Liveshows. Was habt ihr in der Zeit sonst noch getrieben?

John: Wir spielten sehr, sehr viele Liveshows. „Walk Through Fire“ war ein großes Album für uns und wir hatten einiges aufzuholen nach Marks Unfall. Wir nahmen auch die DVD „Rock Until You Drop“ auf, als wir das erste Mal in Südamerika waren und mit Metallica in Brasilien spielten. Das war schon großartig!

Joxe: Was bedeutet der Titel „ExtermiNation“ für euch, ist es ein Statement über die Welt, die sich selbst zerstört?

John: Exactly! Um genauer zu sein zerstören die Leute die Welt aus eigener Gier. Nur ein paar Songs greifen dieses Thema auf, also ist es kein Konzeptalbum, aber der Titel und das Coverartwork passen sehr gut zusammen.

Joxe: Was habt ihr beim Songwriting für dieses Album anders gemacht?

John: Wir waren sehr kritisch und verwendeten mehr Zeit dafür, Songs auszusortieren und jeden Part zu hinterfragen, ob er gut genug ist und wir ihn wirklich brauchen. Ob wir uns mit einem Part länger aufhalten, oder besser zum Hauptriff zurückkehren. Solche Dinge machen den Unterschied. Wir haben auch mehr zusammen in einem Raum als Band geschrieben. Das hat einen großen Unterschied ausgemacht.

Joxe: Welches Studio habt ihr gewählt und wer produzierte „ExtermiNation“?

John: Genau wie zu „Walk Through Fire“ gingen wir ins Assembly Studio nach Vienna in Virginia/USA. Wir arbeiteten mit Kevin 131 als Engineer. Wir fanden heraus, dass wir dort als Team sehr gute Ergebnisse erzielten, und wir es deswegen wieder so tun wollten, weil es einfach besser ist. Kevin machte einen Killer-Job, einzufangen, was wir wollten. Die Sounds auf diesem Album sind einfach spektakulär! Wir taten dabei ein Ding, das heutzutage eine vergessene Kunst ist, denn wir nahmen zusammen als Band auf. Alle drei Members in einem Raum, ohne Click-Track. Click-Tracks und „File-Sharing“ töten jegliches Feeling in der Musik. Wenn du wie eine Maschine klingen willst, dann spiel Techno! Aber das hier ist Rock ‚n‘ Roll!

Joxe: Die Zeile „Destroy All Monsters“ ist nicht fremd für Raven; das 1995er Livealbum hat diesen Namen. Nun habt ihr einen Song mit diesem Titel. Ist es als später Titeltrack des zwanzig Jahre alten Livealbums gedacht?

John: Ja, ein wenig spät! Wir haben immer gewusst, dass „Destroy All Monsters“ ein großartiger Songtitel wäre. Und während des Songwritings kam Mark rein und sagte: „Ich habe den Song!“ Es war offensichtlich, dass er der erste Song des neuen Albums werden würde, und es kam genau so!

Joxe: Der Song "Thunder Down Under" auf "Extermination" scheint musikalisch und textlich ein Tribut an AC/DC zu sein. Habt ihr die Band je getroffen?

John: Es war eine von Marks großartigen Ideen, einen Bon Scott Tribut zu machen, denn er hatte grad ein nach AC/DC klingendes Riff. Er hatte den Titel, ich kam mit den Lyrics fast zeitgleich und Joe (Hasselvander, Raven Drummer, Anm. d. Red.) fügte die Idee mit dem Breakdown in der Mitte dazu. Es ist einer meiner Favoriten.

Joxe: Wer schrieb denn den Vinyl-Bonustrack „Malice In Geordieland“? Wird es auch einen Bonustrack für die Japan-Veröffentlichung geben?

John: Das kam von Joes Riffs. Er hatte den Chorus und die B-Part-Riffs. Dann jammten wir diese und fügten den Vers hinzu. Ich sang dazu Nonsens wie Nah Jiggle Boom De Boom Wahwah Wee Weewee…Ganningdoon The Toon. Joe stoppte und sagte, ich solle all diese Lyrics in dem Song singen! (Und es ist unser dicker Akzent aus Newcastle Upon Tyne). Dazu brachte ich ein paar Fun-Lyrics darüber, was wir in Newcastle benötigten, um aufzustehen, auch im Hinblick auf die Bars und Clubs. Ihr seht schon, es ist sehr lustig.

ravenJoxe: Als ihr im April 2015 in Oberhausen aufgetreten seid, habt ihr "Destroy All Monsters" und "It's Not What You Got" vom noch nicht erschienenen Album gespielt. Einer meiner Favoriten ist „One More Day“. Können wir damit rechnen, dass ihr ihn nach Veröffentlichung des Albums live spielt?

John: Ja, wir werden ein paar mehr Songs des Albums hinzufügen. Wir jammten „One More Day“ bereits in den Soundchecks der Tour, so bin ich sicher, er wird den Weg ins Set finden. Es ist auch gut zu wissen, dass sich die meisten Songs großartig dafür eignen, live gespielt zu werden. Das bemerkten wir, als wir sie in der Pre-Production spielten.

Joxe: Erzählt den Fans doch bitte etwas über das Coveralbum „Party Killers“, welches den Crowdfunders geschenkt wurde. Wurde es davon ebenfalls finanziert, oder habt ihr es schon vor einiger Zeit selbst aufgenommen?

John: Wir machten die Vorproduktion in einem Studio in unserer Nähe und fragten den Engineer, dort ein paar Sachen aufzunehmen. Die Sounds gefielen uns so gut, dass wir uns überlegten, ein paar Tage dort zu buchen und einen Haufen Coversongs für die Kickstarter Geldgeber aufzunehmen.

Joxe: Die ausgewählten Songs von Nazareth, Cheap Trick, Edgar Winter, Slade, Budgie, Queen, Status Quo, Sweet und Thin Lizzy sind hauptsächlich aus der Zeit vor 1980, also bevor Eure erste Platte erschien. Was bedeutet Euch die Zeit der Siebziger?

John: Dieses Album zeigt unsere Wurzeln, die Bands und die Musik, die uns inspirierte. Um das Jahr 1980 herum waren wir unsere eigene Band, wir hatten unseren eigenen Sound. Diese Bands waren alle Innovatoren und haben uns beeinflusst. Wir sehen es als Tribut, haben den Songs aber auch unseren Dreh verpasst. Wir hatten eine Menge Spaß dabei.

Joxe: Ihr wart all die Jahre immer am Ball und nie länger von der Bildfläche verschwunden. Auf welche Weise glaubt ihr hat sich der Britische Metal über all die Jahre entwickelt? NWOBHM Bands wie Jameson Raid und Truffle sind wieder zusammen und schreiben neue Songs…

John: Ich weiß es nicht genau. Es sieht so aus, als ob eine Menge britischer Bands blind den Amerikanischen gefolgt sind einige Jahre nach der NWOBHM. Ich denke es ist jetzt gesünder mit einigen coolen jungen Bands, die sich Einflüsse aus der NWOBHM und davor geholt haben und ihr eigenes Ding daraus machen. Und für die Bands, die du aufgezählt hast, ist es großartig, wenn sie neue Musik machen. Warum auch nicht?

Joxe: Ihr habt in den Jahren sehr viel getourt und habt besondere Venues bespielt. Welches war euer Favorit? Und habt ihr jemals auf dem Reading Festival gespielt wie Iron Maiden, Saxon, und Tygers Of Pan Tang?

John: Nein, unglücklicherweise nicht. Reading war sehr politisch. Wir spielten nur auf einem UK-Festival in 1982, in Wrexham, mit Motörhead, Twisted Sister und Tank. Unser Favorit war damals das Aardschock Festival in den Niederlanden, das war echt irre!

Joxe: Werden eure Fans ein Livealbum einer kompletten Show aus der Vergangenheit erwarten können?

John: Eine komplette Liveshow aus der Vergangenheit? Nein, so etwas haben wir nicht. Wir haben das „Live At The Inferno“ Album und die „Rock Until You Drop“ DVD dafür. Wir werden natürlich eine Live-DVD oder Livealbum machen wollen in den nächsten ein oder zwei Jahren.

Joxe: Euer Drummer Joe Hasselvander ist seit 1988 bei euch. Habt ihr ihn je mit einem Eishockeyhelm gesehen oder mit explodierendem Feuerwerk wie Rob Hunter vor ihm?

John: Nein, warum? Trägst du solche Sachen? Trägt Rob Hunter noch immer solche Dinge? Lol…Joes Feuerwerk liegt in seinem Spiel, er benötigt keine Gimmicks!

ravenJoxe: Ihr seid irgendwann mal von Newcastle Upon Tyne nach New York gezogen. Was war der Grund dafür?

John: Wir waren bei Neat Records unter Vertrag, die nicht daran interessiert schienen, uns auf Tour zu haben, oder irgendetwas anderes als unser Geld zu nehmen. Dann hatten wir das Glück zu touren und einen Deal in den USA zu bekommen. Also packten wir einfach und zogen um. Es ist wie Fischen, denn das tust du dort, wo es Fische gibt. Und es gab für uns damals keine Fische in Newcastle!

Joxe: Was passiert als nächstes bei Raven, vielleicht eine weitere Tour?

John: Vielleicht? Ganz bestimmt! Wir starten im Juli mit einer Tour in Japan, gefolgt von einigen Dates in den USA. Dann besuchen wir das erste Mal Korea im August, dann folgt eine ausgedehnte Tour in Europa im September / Oktober, der wir natürlich sehr entgegensehen!

Joxe: Zum Ende des Interviews nenne uns doch bitte einmal deine fünf Albumfaves aller Zeiten!

John: Das kann alle fünf Minuten wechseln, aber okay, hier sind sie in beliebiger Reihenfolge: „Made In Japan“ von Deep Purple, „Slade Alive“ von Slade, „Yessongs“ von Yes, „Under The Pink“ von Tori Amos und „Montrose“ von Montrose.

Joxe: Okay, vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte sollen dir gehören!

John: Vielen Dank an Dich und die Fans da draußen für ihren Support. – Please Check Out “Extermination” And We Will See You On The Road!!!

 

Hier geht es zum Albumreview von "ExtermiNation": http://www.crossfire-metal.de/10188-0-RAVEN-EXTERMINATION.html



Autor: Joxe Schaefer