NOTHNEGAL - DECADENCE


Label:SEASON OF MIST
Jahr:2012
Running Time:42:30
Kategorie: Neuerscheinung
 

Sollte mich mal jemand fragen, ob ich ne Metal-Band von der Republik der Malediven auflegen könnte, wäre ich bis heute überfragt gewesen. Doch jetzt habe ich einen Notnagel: Nothnegal. Und tatsächlich, sie kommen aus dem Staate der 1200 Inseln im Indischen Ozean. Bereits im Jahre 2009 haben sie dort zwischen den Atollen eine Steckdose gefunden, um ihre erste EP „Antidote Of Realism“ einzutüten. Trotz der dortigen Amtssprache Dhivehi, wurden die Lyrics in Englisch verfasst; kein Problem, denn das lernt man dort schon ab sechs Jahren. Doch so eine richtig verhasste, finstere Stimmung vermögen die sechs Extremmetaller nicht brauen zu wollen, trotz Growls, vereinzeltem Doublebassgetrampel und teilweisen Gitarrenattacken wie Monsunstürme. Stelle ich mir auch schwierig vor, zwischen Palmen und Lagunen bei durchschnittlich 30°C Jahresmittel in der Luft, wie im Wasser. Schon beim Opener „Salvation“ kommt der Sound leicht bombastisch bis überladen. In “Claymore” werden die Keyboards zu dominant. Schön abgededrehte Sounds lassen das Ganze etwas wahnsinniger erscheinen, sind aber irgendwie zuviel des Guten. Ansonsten grooven Nothnegal wie Sau, in einer simplen Depressivstimmung mit gutem Arschtritt. Sie kreieren Berge von Sound. Kaum zu glauben, denn die höchste Erhebung aller Inseln misst tatsächlich nur 2,4 Meter. „Sins Of Our Creations“ und der Abschluss-Track “Singularity” wurden dann auch mal mit cleaner Stimme eingesungen, und zeigen die Vielseitigkeit der arabischen Tropenmetaller, die auf die Namen Marco, Hilarl, Kevin, Battery, Fufu und Avo hören. Und die transparente Produktion ist modern und blitzsauber, vielleicht sogar einen Tacken zu sehr. Die Insulaner haben es trotz islamischen Religionsfreiheitsverbotes geschafft, dass ihre Musik bis hier hin vorgedrungen ist. Darüber hinaus ist diese Scheibe mehr als bloß  anhörbar, und ihr Exotenstatus ist ihr und der Band deutlich anzuhören. Alles in Allem eine große Sache also, und wesentlich mehr, als nur ein Notnagel. Herzlich Willkommen Nothnegal!

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Joxe Schaefer


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