EMINENZ - Blasphemie, Heresie, Hexenverfolgung und Suizid


Es ist mir eine Ehre, ein Interview mit einer Kult-Band zu führen, die oft als älteste Deutsche Black Metal-Truppe bezeichnet wird. Seit nunmehr 16 Jahren ergötze ich mich an ihren Klängen und kam zufällig auf dem Thunders over Miriquidi Festival in Annaberg-Buchholz im August 2009 mit ihnen in Kontakt. Ich bin der Meinung, dass man Eminenz ruhig wieder mehr huldigen sollte. Sie waren ja immerhin im Vorprogramm von Mayhem auf Konzerten aktiv (1990 auf dem legendären Konzert in Leipzig und auch 1997 wieder), was ihnen damals auch einige Beachtung schenkte. Sie geraten immer so ein bisschen in Vergessenheit, obwohl keiner so recht weiß, warum. Vielleicht, weil sie sehr unregelmäßig Platten veröffentlichen? Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls haben sie 2009 pünktlich zu ihrem 20jährigen Jubiläum passend eine schicke Doppel-CD mit Neueinspielungen alter Klassiker rausgebracht, die durchaus überzeugen kann. Und im August 2011 folgte endlich das brandneue Studio-Album „Nemesis Noctura“. Was es sonst so Neues im Lager von Eminenz gibt, erfahrt ihr hier:

EMINENZ logo INTI 2012Daniel: HELL-o Leviathan! Die typische Standardfrage direkt am Anfang: Erzähl uns doch bitte mal kurz von der Entstehung, dem Werdegang und den Veröffentlichungen von Eminenz!

Leviathan: Also, die offizielle Gründung von Eminenz war im Frühjahr 1989. Aber einzelne Mitglieder haben schon seit Ende 1987 versucht, eine etwas auf die Beine zu stellen, allerdings mit wenig Erfolg! Das scheiterte zu einem an mangelnder Ausrüstung und am Fehlen grundsätzlicher Strukturen, wie zum Beispiel, wer welches Instrument quälen darf. Dieser Prozess hielt über ein Jahr an, bis dann das Grundgerüst stand.

Daniel: Es gab Eminenz schon 1989, also in den letzten Atemzügen der DDR. Hattet Ihr damals noch Ärger mit den Repressionsorganen, oder war das 1989 schon gegessen? Wie war Euer Leben als Metaller vor der „Wende“? 

Leviathan: Nein, also Ärger hatten wir keinen, da bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner Notiz von uns genommen hat! Erst als wir im Spätsommer 1989 uns über eine musikalische Einstufung unserer Band informieren wollten (kurze Erklärung: Also die Einstufung war nötig, damit man überhaupt irgendwo einen Fuß in Clubs, Kulturhäuser und Ähnliches bekam, und es wurde geregelt, welcher Eintritt genommen werden durfte). Aber dazu ist es dann im Zuge der Wende ja nicht mehr gekommen. Na, und unser Leben als Metaller vor der Wende hatte natürlich seine Licht- und Schattenseiten! Zum einen war es für uns natürlich sehr mühsam, an Material zu kommen. Aber das schweißte die Szene auch fester zusammen. Das wenige Material wurde getauscht, überspielt auf Kassetten und die wenigen Informationen untereinander weitergegeben. Na ja, und zu Konzert-Veranstaltungen traf man sich ja auch noch, bei denen man quer durch die DDR gefahren ist; natürlich mit der Bahn! Und hat sich dann eine der wenigen Metal-Bands angeschaut, die es zu diesem Zeitpunkt gab. Bands aus dem Westen waren eh passé! War aber eine geile Zeit, die ich nicht missen möchte! Da war ein Metaller noch Metaller, und es war egal, welche Bands man hörte und bevorzugte.

Daniel: Auch heutzutage werden Metal-Alben indiziert: Cannibal Corpse, Slayer usw. Die Liste wurde in den letzten zehn Jahren sehr lang und immer länger. Indizierte Alben sind zwar nicht rechtlich verboten, aber faktisch schon. Wie denkt Ihr darüber angesichts Eurer Erfahrungen mit der DDR? Es könnte ja jederzeit jeden wieder einmal treffen… 

Leviathan: Also, das ist ja hier in der BRD so eine Sache mit der freien Meinung. Aber meine Devise war immer: Erlaubt ist, was gefällt, und es hat den Bands nie geschadet, auf dem Index zu sein. Ganz im Gegenteil: Einige von ihnen sind damit erst interessant geworden! Aber das hat man ja hier noch nicht geschnallt, dass verbotene Früchte vermeintlich süßer schmecken. Na, und in der DDR waren die Plattenfirmen in staatlicher Hand, und somit war die künstlerische Freiheit eh außen vor. Aber im Großen und Ganzen ist die Sache sehr albern und entspricht auch so gar nicht einer demokratischen freiheitlichen Ordnung.

Daniel: Wie seid ihr damals eigentlich auf den Namen Eminenz gekommen? Und welche Bedeutung hat er für Euch? Eminenz ist ja ursprünglich die protokollarische Anrede für die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche und altorientalischer Bischöfe. So „heilig“ waren Eure Texte und Eure Darstellung nach außen aber überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil! Wie kam es zu dem Namen Eminenz für Euch?

Leviathan: Also, unser Name stammt von einem unserer Bekannten und entstand, wie so vieles, aus einer Bierlaune heraus. Und eigentlich war es auch früher die „Graue Eminenz“, welche auch den Tod bzw. Teufel verband; also eine Unheilige Eminenz eben. Das passte damals wie die Faust aufs Auge; und so blieb es auch bis heute.

Daniel: Ihr werdet immer gerne als Black Metal-Truppe bezeichnet. Ihr habt Euch aber stets dagegen gewehrt. Ich finde auch, dass ihr musikalisch gesehen immer viel mehr im Death Metal verwurzelt wart. Es gibt viele satanische Death Metal-Bands, die auch Black Metal-Anhänger hören. Possessed hatten z. B. immer satanische Texte, zählen allgemein auch mit zur ersten Schwarzstahl-Generation, obwohl sie gesanglich eher dem Death Metal zuzuordnen waren und sogar auch ein Stück namens „Death Metal“ hatten. Findest Du nicht auch, daß die Grenzen (gerade bei den alten Kombos wie Hellhammer/Celtic Frost, Sadistic Intent, Sarcofago, Deicide usw.) doch sehr fließend sind? Skandinavische Black Metal-Gruppen wie Darkthrone, Immortal, Emperor, Marduk usw. haben ja auch alle als Death Metal-Bands angefangen, bevor es zum „Sinneswandel“ kam. Welche Bands haben Eminenz damals und heute beeinflusst? Und haben sich die Einflüsse heutzutage für Euch geändert?

Leviathan: Wie schon erwähnt, gab es in unseren Anfangszeiten viele dieser Bands noch gar nicht. Wir hörten und orientierten uns an allem, was wir so an Musik in die Hände bzw. auf die Ohren bekamen. Und das waren halt damals Venom, Celtic Frost, Bathory oder eben Possessed. Und da zählte auch nur, dass es einem gefiel. Unsere musikalische Einordnung ist eher fließend, da wir Themen wie Tod und Teufel genau so bedienen wie alltägliche Sachen wie verlogene Religionen und auch Naturphänomene. Wir haben uns bis dato auch immer gewehrt, uns in eine Schublade stecken zu lassen. Entweder es gefällt oder eben nicht. Der Rest ist doch egal!

Daniel: Wovon handeln Eure Texte genau? Und wie wichtig sind die Texte für Eminenz?

Leviathan: Also, die Texte handeln vom Tod und dem Leben, welches es danach nicht gibt, Satanische Themen, Blasphemie, Heresie, Hexenverfolgung, Suizid usw. Die Texte genießen bei uns den gleichen Stellenwert wie die Musik. Aber ich habe es immer vermieden, die ganze Sache zu philosophisch zu betrachten!

Daniel: Glaubst Du, dass Ihr vor allem deshalb der Blackmetal-Szene zugeordnet werdet, weil Ihr sowohl 1990, als auch 1997 im Vorprogramm von Mayhem gespielt habt, die ja für viele der ultimative Black Metal sind?

Leviathan: Das kann schon sein. Aber wir haben auch mit Carcass gespielt oder Armored Saint, und wurden deshalb auch nie als christliche Metalband zugeordnet! Was ich damit sagen möchte, ist, dass man vermeiden sollte, dass es die Bands am besten selber entscheiden, welcher Szene sie zugehören wollen. Also bei uns ist es die Metal-Szene im Allgemeinen!

Daniel: Ihr habt bereits 1990 mit Mayhem zusammen Konzerte gespielt, als sie noch in der klassischen Besetzung mit Dead und Euronymous aktiv waren. Über beide wurde schon sehr viel geschrieben. Als was für Menschen habt Ihr damals Dead und Euronymous kennengelernt? Waren sie so seltsam, wie es ihnen oft heute nachgesagt wird? Waren sie eher ruhig? Oder sogar lustig? Oder einfach ganz normal? Kanntet ihr Mayhem bereits vorher? Und mochten Mayhem Eure Musik damals eigentlich?

Leviathan: Ja! Wir haben für Mayhem in Annaberg im Vorprogramm gespielt! Das Konzert war eines von vielen guten, die es damals im Erzgebirge gab. Wir hatten damals 250 Leute auf der Veranstaltung (In Leipzig waren es zirka 90 Leute). Und das bei einer bei uns unbekannten Horde wie Mayhem. Euronymous war ein sehr zugänglicher Zeitgenosse. Man sprach über die Szene im Allgemeinem, über Musik, und wo man nach der Veranstaltung noch hingehen kann, um sich die Laternen auszuschießen. Also ein Mensch wie du und ich! Von Dead hat man den ganzen Abend nicht viel gesehen; eine sehr introvertierte Person. Na ja, und Hellhammer und Necrobutcher machten eben einen drauf. Man trinkt halt gern mal einen Schluck. Ihr wisst ja: Norweger und Alkohol. Wir hatten schon den Eindruck, dass die Musik gut ankam, und Euronymous stand auch im Publikum.

Daniel: Eure Platten klingen alle sehr unterschiedlich und vor allem so typisch nach Eminenz. Ein völlig eigener, aber stets anders dargebotener Stil. War das von Anfang an beabsichtigt? Oder lag es auch an den zahlreichen Besetzungswechseln, die Ihr im Laufe der Jahre zu beklagen hattet?

Leviathan: Ich finde es sehr gut, einen gewissen Wiedererkennungswert in unserer Musik zu haben. Die Besetzungswechsel waren aber auch immer Fluch und Segen zugleich, da wir immer in unserem Tun zurückgeworfen wurden, uns aber auch durch neue Leute wieder andere musikalische Einflüsse mit eingebracht wurden. Natürlich haben auch musikalische Einflüsse von anderen Bands dazu beigetragen!

Daniel: Wie steht Ihr eigentlich heute zu Euren alten Veröffentlichungen? Eure ersten beiden Demos habt Ihr auf CD und Vinyl wiederveröffentlicht. Euer viertes Demo „Preachers Of Darkness“ ist als Bonus auf der Neuauflage von „The Heretic“ enthalten. Euer drittes Demo „Ghost“ und das Live-Tape „Blasphemy“ sind aber leider nie zu CD-Ehren gekommen. Wieso nicht? Waren sie Eurer Meinung nach nicht gut genug? Oder gibt es Pläne, diese Tonträger für „zu spät gekommene Sammler“ auch wieder offiziell zugänglich zu machen?

Leviathan: Das hast du richtig erkannt! Aber wir werden in Zukunft auch dieses Material als Bonusstücke auf die eine oder andere Weise zukommen lassen. Aber spruchreife Pläne gibt es dazu noch nicht. Na ja, und Anbetracht dessen, dass es von den Demos nicht mehr als 50 Kopien gab, ist es auch schwierig, sie noch zu bekommen…

EMINENZ cover INTI 2012Daniel: Wie ernst ist Eure Einstellung zu Satanismus und Okkultismus eigentlich wirklich? Ich muss zugeben: Als „Exorial“ damals veröffentlicht wurde, und ich die Fotos im Booklet gesehen habe, habe ich mir fast in die Hose gemacht, hehe! Die dämonisch geschminkten Gesichter, die Mönchskutten usw. hatten echt etwas Furcht einflößendes! Seid Ihr überzeugte Okkultisten? Gehört ihr einem Orden (z. B. dem OTO) an? Oder seid Ihr der Meinung, lediglich Klischees zu erfüllen, die perfekt zur Musik passen?

Leviathan: Unser Interesse zu okkulten Themen wurde erst Anfang der 90er Jahre geweckt, da wir auch erst zu diesem Zeitpunkt Zugang zu dieser Art Literatur erhalten haben, und wir dann Bücher wie „Satanische Magie“ oder “Exorial“ in die Finger bekamen. Wir haben es gelesen, aber nicht wirklich verstanden. Das lag zum einen an unserer Jugend und zum anderen am Fehlen von Grund und Quellenwissen! Es ist richtig, dass uns damals diese Bücher inspiriert haben, und sie auch maßgeblich an unserer Entwicklung als Menschen und als Band beteiligt waren. Aber und da kann ich jetzt nur für mich sprechen; war ich doch nie praktizierender Satanist, noch gehörte ich je einem Orden an. Ich habe da meine eigene Meinung zu diesen Vereinigungen. Aber das bleibt auch so.

Daniel: Euer Debüt-Album hieß „Exorial“. „Exorial" war ein Roman des berühmten Deutschen Okkultisten Gregor A. Gregorius (1888-1964), der die „Fraternitas Saturni“ („Bruderschaft des Saturn“) gegründet hat, die nach dem „Ordo Templi Orientis“ die zweitälteste magisch arbeitende Loge im Deutschen Sprachraum war. Die „Fraternitas Saturni“ war die erste thelemische Organisation, die von Aleister Crowley und dem OTO unabhängig war. Kennst Du das „Exorial“? Hast Du es schon einmal gelesen? Oder befindet es sich sogar in Deinem Besitz? Und was ist generell Deine Meinung zu Gregorius und Crowley, bei denen die Meinungen doch sehr auseinander gehen? Worin genau liegt die Faszination?

Leviathan: Der Song stammte damals noch aus der Feder von Karsten “Zwerg“ Breitung. Der hat „Exorial“ gelesen und seine Eindrücke in gleichnamigem Titel verarbeitet. Er hat seiner Zeit den engsten Draht zur spirituellen Welt und hielt gelegentlich auch Sitzungen ab. Das ist eben das Interessante an dieser Materie: dass viele Wege und Meinungen ans Ziel führen. Nicht wie das eingleisige Dogma der Kirche.

Daniel: Auf Eurem dritten Album „Anti-Genesis (On The 8th Day I Destroy Godcreation)” stand das Keyboard sehr stark im Vordergrund, obwohl alles andere von Eminenz immer Gitarren-dominiert war. Wie kam es damals dazu? Mögt ihr „Anti-Genesis“ eigentlich heute noch? Die Neueinspielungen auf der neuen Jubiläums-Doppel-CD „Two Decades of Blasphemy“ erwecken beim Hörer eigentlich nicht diesen Eindruck, wie ich finde…

Leviathan: Das mit „Anti-Genesis“ hatte einfach technische Gründe. Wir haben seinerzeit die Platte nachbearbeiten lassen und versäumt, noch einmal gründlich Probe zu hören, und da ist das Keyboard etwas in den Vordergrund geraten. Auf der Doppel-CD haben wir dir Stücke so produziert, wie wir es auch damals schon gewollt hätten, wir aber die technischen und finanziellen Möglichkeiten noch nicht zur Verfügung hatten…

Daniel: Kommen wir mal zu der Doppel-CD „Two Decades of Blasphemy“: Warum habt Ihr jeder der beiden CDs noch einen zusätzlichen „Untertitel“ gegeben? CD 1 hat den Zusatz „Darkness Comes Over You“ und CD 2 den Titel „Darkest Kingdom“. Welche Idee steckte dahinter? Und wie kam es überhaupt zu der Idee, alte Klassiker neu einzuspielen und zu veröffentlichen? Lag es daran, dass Ihr jetzt endlich eine stabilere Besetzung habt?

Leviathan: Für die Zusatztitel gibt es nur den Grund, dass man die CDs dadurch besser auseinander halten kann, und dass wir nicht erst mit unterschiedlichen Artworks arbeiten mussten. Die Idee, die Stücke noch einmal komplett aufzunehmen, resultierte zum einen daraus, dass die alten Speichermedien, die wir benutzen mussten, mit der heutigen Technik kaum noch kompatibel sind, und zum anderen, dass sie es einfach auch verdient hatten, sie in eine ordentliche Produktion zu verpacken. Denn einfach nur Lieder zusammenstellen und veröffentlichen, erschien uns auch den Fans gegenüber nicht angebracht!

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass ihr in 20 Jahren gerade mal fünf Studio-Alben veröffentlicht habt, obwohl sich Eminenz zwischenzeitlich nie aufgelöst hatten? Seid Ihr faul? Hattet Ihr bei den ganzen Besetzungswechseln Probleme, neue Mitmusiker zu finden? Wie professionell sind Eminenz heute? Probt Ihr regelmäßig? Oder ist Eminenz nur eine Nebensache für Euch.

Leviathan: Das ist schon richtig, daß wir in 20 Jahren nur fünf Alben gemacht haben. Aber zum einen haben wir mit „Exorial“ erst 1994 so richtig mit Unterstützung von Lethal Records damit angefangen, professionell zu produzieren. Und im Nachhinein gab es immer diese leidigen Besetzungswechsel. Und da wir alle noch einer geregelten Arbeit nachgehen und Familien haben, bleibt die Freizeit für musikalische Aktivitäten etwas auf der Strecke. Na, und mit den Proben ist so eine Sache. Unser neuer Schlagzeuger (Beleth) wohnt in Bautzen und spielt zudem noch in allerlei anderen Bands und Projekten. Und der neue Keyboarder Henker aus Chemnitz ist ebenfalls noch in anderen Bands tätig. Und natürlich nimmt Eminenz einen großen Stellenwert in meinem Leben ein. Aber es ist nach wie vor eine Freizeitgestaltung und wird es aller Voraussicht nach auch bleiben. Aber man sollte niemals nie sagen!

Daniel: Habt Ihr eigentlich noch Kontakt zu Euren ehemaligen Musikern? Was macht zum Beispiel Karsten „Zwerg“ Breitung heute? Ist er noch aktiv? Er hat ja damals Eminenz Richtung Belmez verlassen, die es aber soweit ich weiß auch nicht mehr gibt. Und er soll Horrorgeschichten im Stil von H.P. Lovecraft schreiben, und selber binden lassen, also nicht offiziell veröffentlichen. Weißt Du, warum nicht? Und hast Du seine Geschichten schon mal gelesen?

Leviathan: Ja! Man läuft sich gelegentlich über den Weg, aber sonst haben wir wenig Kontakt zu einander. Schade eigentlich, aber Menschen verändern sich und ich natürlich auch.

Daniel: Interessierst Du Dich für übernatürliche Phänomene? Ich komme da gerade wegen Belmez drauf: Bélmez de la Moraleda ist ein 2000-Seelen-Dorf in Spanien, das seit 1971 viele Touristen und Wissenschaftler angelockt hat. Es soll dort angeblich Spukphänomene gegeben haben, bei denen mehrfach zwei menschliche Gesichter auf dem Betonboden eines alten Hauses gesichtet worden sein sollen. Die Frau, die das Haus damals bewohnte, holte die Nachbarin herbei. Und sie sah die Gesichter auch. Sie hat versucht, sie mit Putzen und Schrubben wegzubekommen. Ihr Sohn riss sogar den Boden auf, und verlegte ihn neu. Aber die Gesichter sind immer wieder aufgetaucht. Weißt Du etwas von diesem Phänomen?

Leviathan: Das war mehr so ein Steckenpferd von Zwerg. Der hat sich da intensiv damit beschäftigt. Ich selbst hatte damit wenig bis gar nichts zu tun...

Daniel: Wo wir gerade dabei sind: Findest Du die Poltergeist-Phänomene in England eigentlich glaubwürdig? In alten Schlössern sollen über Jahrzehnte hinweg von verschiedenen Leuten, die sich untereinander nicht kannten, Erscheinungen gesichtet oder Geräusche gehört worden sein, die man sich nicht erklären konnte. An der Chineschen Mauer sind auch reihenweise Menschen spurlos verschwunden, obwohl es keine Durchgänge oder Abzweigungen gab. Auch im Bermuda-Dreieck sind Schiffe und Flugzeuge spurlos verschwunden und konnten nie geborgen werden. Glaubst Du, dass da etwas manipuliert wurde? Oder glaubst Du vielleicht sogar tatsächlich daran, dass dem Menschen Begegnungen aus einer anderen Dimension widerfahren können, auch wenn sie für unseren Verstand unerklärlich sind?

Leviathan: Seit Jahrtausenden gibt es solche Phänomene, und es gibt Dinge auf dieser Welt, für die man keine oder unzureichende Erklärungen hat. Und das ist gut so! Das regt die Menschheit zum Nachdenken an.

Daniel: Mal ein anderes Thema, das in den letzten Jahren immer sehr viel diskutiert wurde: Politik im Black Metal. Eminenz waren immer eine satanische Band und hatten mit Politik nie etwas zu tun. Findest Du es in Ordnung, wenn man Politik mit Black Metal vermischt? Meine Frage kommt natürlich nicht ganz von ungefähr. Einige Mitglieder der aktuellen Eminenz-Besetzung sind ja auch bei anderen Bands aktiv, die aufgrund ihrer politischen Einstellung einige Probleme bekommen haben. Ich denke da vor allem an Nachtfalke und Krater (wobei ich in beiden Bands die Politik gar nicht sehen kann, was die Texte anbelangt). Wie stehst Du zu dieser ganzen Angelegenheit?

Leviathan: Ich kann da nur für mich sprechen: Ich finde, dass Politik in der Musik nichts zu suchen hat! Aber da sind wir wieder bei: Erlaubt ist, was gefällt. Ich werde von niemandem gezwungen, mir diese Musik anzuhören. Und wenn ich sie nicht mag, kann ich ihr aus dem Weg gehen. Richtig, Shardik spielt unter anderem bei Nachtfalke und Krater. Und wenn schon: Ich habe ihn als ziemlich unpolitischen Zeitgenossen kennengelernt, der einfach nur seine Musik machen will. Ich habe im Laufe meiner Zeit in dieser Szene niemanden kennengelernt, der mich politisch belehren oder beeinflussen wollte. Und alle Leute, die ich kenne, die in - sagen wir mal - „politisch grenzwertigen“ Bands spielen, sind welche, die mit beiden Beinen im Leben stehen, und mir gegenüber immer nett und fair waren! Und nur das ist mir wichtig! Was andere reden und denken, interessiert mich einen Scheiß!!!

Daniel: Eminenz wurden auch in dem Buch „Unheilige Allianzen: Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus“ von Christian Dornbusch und Klaus-Peter Killguss erwähnt, soweit ich weiß. Wie seid Ihr dort eingestuft worden? Die beiden Autoren haben ja bereits 1998 mit den Recherchen zu diesem Buch begonnen und ziehen über einige Blackmetal-Bands gehörig her und stecken sie zum Teil in Schubladen, in die sie ganz bestimmt nicht gehören! Wie war das genau bei Euch?

Leviathan: Das ist für uns nicht neu, dass solche Schreiberlinge und freie Mitarbeiter von Fernsehsendungen versuchen, mit dieser Thematik Kasse zu machen. Sollen sie nur! Das ist mir egal! Es ist doch in Deutschland nicht verboten, gefährliches Halbwissen zu verbreiten. Und genau das wir in diesem Buch getan. Aber was in der Bibel recht ist, kann für „Unheilige Allianzen“ nur billig sein! Nur getroffene Hunde bellen! Miau!

Daniel: Da ihr aus Annaberg-Buchholz kommt, fällt mir noch die Frage ein, ob Du Marcel „Darkmoon“ Spaller von Sombre Records persönlich kanntest, der ja vor einigen Jahren verstorben ist. Was ihn angeht, scheiden sich die Geister hochgradig. Für die einen war ein sehr guter Freund, der viele Bands im Underground unterstützt hat. Für die anderen war er ein Geschäftsmann, der Platten für zu hohe Preise verhökert hat und auch Leute abgezogen haben soll. Hast Du ihn jemals persönlich getroffen? Und wenn ja: Als was für einen Menschen hast Du ihn kennengelernt?

Leviathan: Na, klar kannte ich Darkmoon! Aber wir hatten in seiner Sturm- und Drangzeit sehr wenig miteinander zu tun. Wir waren da weniger auf einer Stufe, was Musik angeht. Aber er hat seine Spuren in jedem Fall auf die eine oder andere Art hinterlassen.

Daniel: Wo wir gerade bei Abzocker-Labels sind: Euer erstes Album „Exorial“ erschien damals bei „Lethal Records“, die auch ihre Bands, u. a. Eminenz, Acheron oder Graveland, gehörig abgezockt haben. Und Euer Vertrag mit Last Episode damals ist ja auch schon lange dahin. Erzähl uns doch mal, was damals genau los war! Euch wurden ja offensichtlich viele Steine in den Weg gelegt, die manchen auch hätten aufgeben lassen…

Leviathan: Richtig, da ist einiges schief gegangen! Aber Shit happens. Da kann man nur eines zu sagen: Wir existieren noch und die nicht! Na, und bei „Last Episode“ sehen wir auch nicht durch, was da im Argen war. Aber unser Vertrag war eh ausgelaufen...

Daniel: Ihr seid mittlerweile bei Miriquidi Productions, was naheliegt, da sie auch in Annaberg-Buchholz ansässig sind. Seid Ihr nach all dem Labelpech in der Vergangenheit endlich zufrieden mit der aktuellen Situation?

Leviathan: Na, das lag natürlich nahe, da unsere damalige Tastenfrau Sus mit René von Miriquidi Records zusammen war und ist. Der Vertrieb lief aber über Twilight, aber das war auch keine Offenbarung... Na ja, es ist wohl so: Selbst ist die Band!

Daniel: Wie stehst Du heute eigentlich zur Szene bei Euch in Annaberg-Buchholz und im Erzgebirge? Es gibt ja einige Bands dort: Ich denke da an Belmez, Vilkates, Dunkelgrafen, Andras, Purgatory, Mortal Decay usw. Gibt es auch jüngere Bands aus der Gegend, die Du weiterempfehlen kannst?

Leviathan: Ich sehe mich als ein Teil dieser Szene, die aber in letzter Zeit etwas Federn lassen musste! Aber der Underground brodelt schon wieder, und die nächste Generation rückt schon nach; sind es nun Bands wie Hatul, Temple Of Oblivion oder Reign In Blood.

Daniel: Ihr seid schon ewig in der Szene dabei, seid aber auch mittlerweile im Internet vertreten. Kannst Du Dich als „alter Hase“ überhaupt mit diesem Medium anfreunden? Wo liegen Deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile der Weltvernetzung? Werdet Ihr viel über das Netz kontaktiert? Oder seid Ihr eher die Leute, die noch handschriftliche Briefe bekommen und nach Demokassetten gefragt werden?

Leviathan: Na, wie Du bereits mitbekommen hast, tue ich mich mit diesem neuen Medium etwas schwer. Aber es ist eben Segen und Fluch zugleich. Wir sind in letzter Zeit eher passive Internetnutzer, aber man kann dieser Entwicklung kaum aus dem Weg gehen. Aber um sich in letzter Zeit wieder ins Gespräch zu bringen, war es ein nützliches Medium.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Eminenz aus? Bringt Ihr in Zukunft regelmäßiger neue Alben raus und spielt öfter Konzerte?

Leviathan: Die neue Scheibe ist seit einigen Monaten im Umlauf! Das Teil heißt „Nemesis Noctura“ und wurde von uns selbst veröffentlicht und vertrieben! Aber auch Black Blood Records ist in den Vertrieb eingebunden. Mal schauen, was die Zusammenarbeit so bringt?! Also, wir sind sehr zuversichtlich. Na, mit den Auftritten ist das immer so eine Geschichte ohne Buchungs-Agentur. Aber wer Interesse hat, kann sich gern an uns wenden!

Daniel: Danke für das Interview, Leviathan! Die letzten Worte gehören Dir!

Leviathan: Danke für das Interview und Deine Geduld! Gruß an unsere Fans! Stay Black!

Leviathan.

 

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Autor: Daniel Müller