WHITESNAKE - THE PURPLE ALBUM


Label:FRONTIERS
Jahr:2015
Running Time:66:17
Kategorie: Neuerscheinung
 

Nun, ich bin nicht leicht zu überraschen, doch was David „mein Knie kann singen“ Coverdale mit seinen Mannen hier eingetütet hat, kann als faustdicke Überraschung durchgehen. Der Opener „Burn“ ist mir persönlich noch etwas zu metallisch geraten, und in einem solchen Monument von Song will ich wirklich kein Tapping Solo hören. Doch sei es drum, es klingt schon mal famos und trägt dem warm-analogen Sound der Deep Purple Ära mit den Herren Hughes und Coverdale kongenial Rechnung. Was dann aber bei „You Fool No One“ aus den Boxen perlt, ist einfach nur saustark. Die Härte- und Kraftkur steht dem Song ganz ausgezeichnet und das angedickte Riff ist einfach nur ein Quell der Freude. Doch auch die leiseren Zwischentöne sind mehr als nur überzeugend, und so holt die komplett akustisch arrangierte Version von „Sail Away“ den Hörer sofort ab und verpasst ihm eine meterdicke Gänsepelle. Ganz ähnlich gelagert, wenn auch elektrisch vorgetragen, funktioniert „You Keep On Moving“ im leicht modernisierten Gewand einfach prachtvoll. „Might Just Take Your Life“ nagelt einem mit seiner rotzfrechen Frischzellenkur einfach nur ein breites Grinsen ins Gesicht, es groovt und rockt, dass es vielen pseudo- 1970er Kopisten der jüngeren Generation Angst und Bange werden sollte. Nach den extrem schwachen Auftritten der letzten Jahre hätte ich Whitesnake, zumal mit runderneuerter Gitarrenfraktion, eine solche Ansammlung von Perlen wirklich nicht mehr zugetraut. Alles stimmig, vom Sound bis zur Songauswahl, fast alle neue Arrangements verpassen den Klassikern neue und geschmackssichere neue Facetten, die vielen Gitarrenspuren sind genial eingesetzt und ergeben zusammen mit der tighten Rhythmusfraktion und den fetten Hammondeinlagen ein brillantes Ganzes. Jetzt darf man sicher die Frage stellen, ob es solch ein Album mit neu aufgelegten Klassikern heutzutage wirklich braucht, aber auf der anderen Seite: Braucht man ein drittes Paar Cowboystiefel, die fünfte Gitarre oder einen Cabrio? Nein! Aber Spaß macht es trotzdem! Und das ist auch mein Fazit zu diesem Album. Einmal alles richtig gemacht, geschmackssicher und auf ganz hohem Niveau agiert ist dieses Album ein dreizehn-Gänge... äh, Song-Menü für Genießer. Also: Reinhauen, Herr Coverdale hat üppig angerichtet!

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß


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