ROOTS, KARMA, CHAOS – MEIN LEBEN MIT SEPULTURA UND SOULFLY - von Max Cavalera mit Joel McIver


Label:I.P. VERLAG
Jahr:2015
Running Time:221 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Sepultura war eine der ersten richtig schnellen Bands, die ich im zarten Alter von vierzehn Jahren gehört habe. “Arise”, erschienen 1991, hat mich damals völlig aus den Socken gehauen. Später hörte ich mir vorherigen Alben an, für die ich mich ebenfalls begeistern konnte. Gefiel mir persönlich der Nachfolger “Chaos A.D.” nur noch ungefähr zur Hälfte, war es dann mit “Roots”, das im Jahr 1996 erschien, dann bei mir ganz vorbei. Vielen meiner Freunde ging es ähnlich. Doch das sahen anscheinend nicht nur die Fans so, denn nach eben diesem Album kam es auch innerhalb der Band zum Bruch. Sepultura wurden immer langsamer, grooviger und monotoner, und das stieß von allen Seiten wohl nicht immer nur auf Gegenliebe. Nun hat Max Cavalera, der nach “Roots” bei Sepultura ausschied und mit seiner neuen Band Soulfly genau dort weitermachte, wo er bei Sepultura aufhörte, sich dazu entschlossen, seinen Fans die ganze Geschichte ausführlich mitzuteilen und sich mal richtig auszukotzen; nicht nur hinter seinem Mikrofon. Und Herr Cvalera sorgt für einige Überraschungen: Bereits vor dem Vorwort widmet er dieses Buch Gott, was im ersten Augenblick verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass Sepultura in den Anfangstagen Songtitel wie “Antichrist” hatten. Aber ebenso wie Sodom wurden Sepultura im Laufe der Jahre eine politische Band, die sich später komplett von ihrer satanischen Vergangenheit gelöst hat. Ob der Grund dafür im streng katholischen Brasilien liegt, um im eigenen Land mehr Publicity zu bekommen, bleibt uns leider verborgen. Nach einem Vorwort von Dave Grohl (Foo Fighters, Ex-Nirvana) kommt dann endlich der Meister selbst zu Wort. Max erzählt zunächst von seinen ersten Erfahrungen mit Musik im Kindesalter, bevor er die gesamte Geschichte von Sepultura von hinten aufrollt. Die Band legte von Anfang an eine punkige Fuck Off-Attitüde an den Tag, den sie bis heute nicht abgelegt hat. Überhaupt nimmt Max Cavalera kein Blatt vor den Mund und wird sehr persönlich, zum Beispiel direkt am Anfang, wo er vom Tod seines Vaters erzählt. Er rebellierte in seiner Jugend, beging mehrere Strafdelikte, fing mit vierzehn an zu saufen /was in Brasilien erst mit einundzwanzig Jahren erlaubt ist) und hatte mit Sepultura den krassen Gegenpol zu Kirche und Glauben, die in seiner Heimat Brasilien stark verbreitet sind. Seine Mutter steckte ihn daraufhin in eine religiöse Schule. Max erzählt außerdem vom Kauf seiner ersten Gitarre und den ersten Auftritten von Sepultura 1984. Sie wurden schnell eine Einheit, knieten sich richtig rein und wurden verdammt groß. Generell erzählt Max alles sehr ausführlich. Die Trennung von Sepultura wird dann aber nur in drei Seiten abgehandelt und man hat das Gefühl, dass er etwas verschweigt. Ob aus rechtlichen oder persönlichen Gründen, erfährt man nicht. Dann geht es noch um Nailbomb, mit denen er ein Album gemacht hat und um den kompletten Werdegang mit Soulfly, der sich aber schon nicht mehr so interessant liest wie die ersten Seiten. Was ich aber sehr sympathisch finde, ist seine energische Hingabe zur Musik, egal was in seinem Leben gerade passierte. Man kann seine Alben mögen oder nicht, aber Max ist ein wahrer Überzeugungstäter, der nur das macht, worauf er gerade Bock hat. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und steckt voller Fakten. Man will es am Stück lesen, ohne dass man das sofort merkt. Für Fans seiner Bands ist dieses Buch unverzichtbar, so viel ist klar.

ISBN: 978-3-940822-05-5

Note: Keine Wertung
Autor: Daniel Müller


zurück zur Übersicht