LISTENING-SESSION: PERZONAL WAR & ARCHITECTS OF CHAOZ

Derartige Events wie eine Listening-Session, ist als Gelegenheit für ein Webzine eher selten in Anspruch zu nehmen. Oftmals wird nicht erst eingeladen und wenn, dann befindet sich das Tonstudio oder der Veranstaltungsort in Berlin, Hamburg oder München. Für eine Truppe aus dem Ruhrgebiet meist zeitlich und finanziell nicht machbar. Da freute ich mich wie ein Rohrspatz über die Doppeleinladung nach Troisdorf in das Gernhart-Studio. Hier sollten wir auf Perzonal War und Architects Of Chaoz treffen. Das Handy-GPS hatte zwar seine Schwierigkeiten, denn ein Teil der Innenstadt steckte, wie nicht anders zu erwarten, in einer Baustelle, aber direkt bei der Ankunft war mit dem herzlichen Empfang alles vergessen. Wir trafen auf eine gewaltige Schar Teilnehmer, Freunde und Bekannten und wurden reichlich bewirtet. So gestärkt ging es ans Eingemachte.

 

Perzonal_WarDen Anfang machten Perzonal War aus Troisdorf, die insgesamt den zehnten Release an die Sonne brachten. Zehn Tracks werden das neue Album schmücken, die ganz im Stil der letzten Vorgänger-Silberlinge geprägt sind. Der Opener „Salvation“ ertönte im tighten Kamelot-Style mit fetten Double Bass-Attacken, einem melodischen Refrain und einem richtig guten Gitarren-Solo. Und das, obwohl man sehr verhalten in den Song einstieg.

„Speed Of Time“ ist ein Stampfer, der in die Judas Priest Richtung wandert und dabei entdecke ich Metallica-Vocal- Lines. Eine Sache, die der Band bereits öfters angesagt wurde.

Bei „30 Years“ von einem ersten Highlight zu sprechen, ist wohl keinesfalls verfrüht. Ich muss direkt wieder einen Vergleich ziehen, denn das rasante Tempo erinnert wacker an Rage. Ein Old-School-Thrasher mit ansteckender Headbanging-Gefahr und einem längeren Instrumental-Mitteltei. Sehr schön.

„Never Look Back“ darf als Power-Ballade durchgehen, dem ein Black Sabbath-ähnliches Intro angehaftet wurde.

Beim Track „Metalizer“, ist der Name Programm. Blast-Speed, der voll auf die Fresse knallt!

Auch wenn man mit „When Faith Has Gone Forever“ den Mut gefasst hat, etwas andere Facetten in den musikalischen Mix zu bringen, avanciert das Stück leider zum Filler. Obwohl ich anfänglich an seiner Radiotauglichkeit nicht gezweifelt habe. Vielleicht gerade deshalb. Auf jeden Fall ist der halb-balladeske Song mit orientalischem Flair nicht das Paradestück des Albums.

„What Would You Say“ wird ebenfalls den waschechten Metaller verprellen. Pop-Metal auf amerikanisch mit lieblichen Vocals ist angesagt. Sehr modern gestaltet und eher an das Jungvolk gerichtet.

Eine weitere Thrash-Granate wird uns mit „The Last Sunset“ offeriert. Ein echter Quantensprung zum Vorgängertrack, der den Zuhörer wieder in andere Sphären trägt. Auf diese Beiträge sollte die Band sich konzentrieren.

„Times Of Hate“ möchte ich mal einfach als eine moderne Metallica-Version abstempeln. Nöööö! Nicht meine Baustelle.

Zum Schluss wird es mit „I See Nothing“ noch mal aggressiv. Dennoch eine Thrash-Nummer ohne nennenswerte Highlights. Am Ende versucht man sich an einem Queensryche-ähnlichen Fade-In / Fade-Out.

Als Fazit würde ich meinen, dass hier ein Standardwerk der Band vorliegt, das die Fans der Truppe nicht verprellen, aber euch keine neuen Anhänger einfangen wird.

 

 

Architects_Of_ChaozEs gab eine kurze Pause zum Rekapitulieren und dann ging es mit der Truppe um den ex-Iron Maiden Fronter Paul DiAnno, der heuer erstaunlich guter Laune war, direkt ans nächste Brett.

„League Of Shadows“ soll das Debütwerk der Band heißen. Und dreizehn Tracks wurden zum Besten gegeben. Die ersten drei Songs, die es zu hören gab, stammen noch vom Demo und wurden für den heutigen Event soundtechnisch noch nicht aufgearbeitet. „Rejected“ ist ein gradliniger Power-Metal Opener mit deutlichen Wurzeln zur New Wave Of British Heavy Metal, wie eigentlich viele Stücke, die es noch im Laufe der nächsten Stunde zu hören gab. Zum Vorschein kommt die brachiale Stimme von Paul voller Rotz und hoher Energie. Auch die Gitarren wirken sehr cool und interessant. 

„Horsemen“ macht genau da weiter, wo Paul DiAnno in den frühen 80er-Jahren mit Iron Maiden aufgehört hat. Sehr geil!

Der letzte Demotrack, „How Many Times“, ist ein Stampfer vor dem Herrn, bei dem so einige Anwesenden verhalten die Matte Kreisen ließen. Coole Vocals übrigens samt Ohrwurmrefrain.

Der erst extra für das Erstlingswerk komponierte Song ist „AOC“. Ein absoluter Nackenbrecher mit Judas Priest Vocals, harmonisch und absolut geilen backing-Chören.

„Obsidian Black“  wurde sehr modern strukturiert mit einem Limp Bizkit-Instrumental-Part als Mittelstück. Hmh!

Es war nur eine Frage der Zeit, wann ein Song mit dem Titel „Je Suis Charlie“ auftaucht. Herzlichen Glückwunsch. Allerdings nicht modern gestaltet. Raue Gesangslinien erklimmen die Front, nachdem ein Iron Maiden Gitarren Intro den Weg geebnet hat. Übrigens muss der Beitrag als Besonderheit ohne Refrain auskommen. Funktioniert!

„Apache Falls“ beginnt, wie kann es auch anders sein, mit Indianerklängen. Groovender Stampfer mit Moshpit-Feeling der aber nicht komplett zum Ausbruch kommt.

Leider bleibt uns auch bei den Architects Of Chaoz ein Filler nicht erspart. Dieser lautet auf den Titel „Angel Of Death“. Er stammt ebenfalls vom Demo und war, so weit ich mich erinnern kann, schon Bestandteil der Setlist vom „Music From The Beast“-Event. Und da fand ich den Song schon untauglich. „Dead Eyes“, wieder ein Demostück ist ganz normaler Metal. Wenn auch eher modern in der Ausrichtung mit leichten Trend zum Mitgröler.

„Murder Comes To Town“ ist eine wahre Speed-Granate mit sehr melodiösem Refrain. Ich muss ein weiteres mal die Vocals hervorheben. So manche Stelle hätte ich Paul nicht mehr zugetraut. Ich hoffe das funzt auch live.

„Erase The World“ Stakkato-Metal mit geklauten Elementen des Annihilator-Tracks, „Set The World On Fire“. Ich wollte noch ein Merkmal hinzufügen, konnte aber zum Verrecken meine eigene Klaue nicht mehr lesen. Mea Culpa!

„Switched Off“ ist wohl bereits veröffentlicht worden und besticht mit leichtem Judas Priest Anleihen als Power-Ballade und Creed-Vocals in den Strophen.

Last but not least handelt es sich bei „Soldier Of Fortune“ um ein Coverstück aus dem Hause Deep Purple. Es stammt vom 1974er-Opus „Stormbringer“. Dieser in der Szene äußerst beliebte Hit passt weder auf das Album, noch zur Band. Paul singt komplett anders und nicht erkennbar. Was soll ich sagen? Ich liste diesen Beitrag einfach zu meiner persönlichen Meinung über unnütze Neueinspielungen.

Nun, da alles vollbracht war, ging das Fachsimpeln los, Interviews fanden ihre Zeit, Fotos wurden geschossen, Geschenke und Komplimente verteilt. Schnell noch ein Schluck vom letzten Bier und ab nach Hause zur Erholung von einer wirklich gelungenen Listening-Session. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal! Übrigens Ende Mai 2015 erscheinen beide Werke über Metalville Records.

Autor & Fotos: Steve Burdelak