KYLE GASS BAND - SAME


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2015
Running Time:39:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

„Der andere von Tenacious D“ – so ist Kyle Gass hierzulande hauptsächlich bekannt. Dass er schon unter dem Namen „Trainwreck“ auf Solopfaden wandelte, blieb diesseits des großen Teichs weitestgehend unbemerkt. Im Grunde kein großer Verlust, da „The Wreckoning“ musikalisch doch eher belanglos daher kam und krampfhaft versuchte, witzig zu sein. Kyles neuestes Werk, schlicht und einfach „Kyle Gass Band“ betitelt, ist dagegen eine positive Überraschung. Vom ersten Takt an ist klar, wo die Reise hin geht: klassischer US-Rock der späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahre mit einem Sänger namens Mike Bray, der nicht nur sporadisch an Paul Rodgers erinnert. Zwar wird das Genre hier nicht neu erfunden, doch das Scheibchen lässt nichts vermissen, was in eine kräftige Rock-Ursuppe gehört: Eine saftige Produktion, eine stabil groovende, druckvolle Rhythmussektion, hervorragende Gitarrenarbeit, Ohrwurmmelodien … und natürlich eine Blockflöte. Ja, richtig gelesen, Mr. Gass würzt den einen oder anderen Song mit einem überraschend virtuosen Blockflötensolo. Was heutzutage ungewöhnlich anmutet, war in der Blütezeit des Genres durchaus üblich. Man experimentierte mit allerlei Instrumenten, und wenn Kyle nun mal Blockflöte kann, warum nicht? Das Holzblasinstrument fügt sich jedenfalls harmonisch ein und verleiht den Songs einen zusätzlichen Siebzigerjahreanstrich. Dazu passt, dass das Album auch als gelbes Vinyl erhältlich sein wird. Nun könnte dies also eine richtig runde Sache sein – wenn da nicht schon wieder der Versuch wäre, unbedingt witzig zu sein. An mancher Stelle äußert sich dies durch alberne Textpassagen, an anderer durch nerviges Gequassel mitten im Song wie beim ansonsten ziemlich epischen „Gypsy Scroll“. Was bei Tenacious D Konzept ist, wirkt hier deplatziert und überflüssig. Es passt einfach nicht zur musikalischen Ausrichtung. Man muss zudem schon einen sehr, nennen es wir mal „jugendlichen“ Humor haben, um eingestreute Textzeilen über pupsende Frauen amüsant zu finden. Nichtsdestotrotz haben wir hier ein sehr gutes, exzellent umgesetztes „Good Time Rock ’n' Roll“ Album, das bestens als Soundtrack für den nächsten Sommer-Roadtrip geeignet ist. Aber bitte nicht der durchaus drohenden Versuchung nachgeben, das Lenkrad loszulassen, um die Luftgitarre zu schwingen! Absolute Highlights sind der Opener „Manchild“, „Dyin’ Day“ sowie die Powerballade „Tremendous“. In dieser Richtung würde ich mir auf dem nächsten Album mehr wünschen und verbleibe daher mit einer Wertung, die noch Platz nach oben lässt.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Sandra Kallmeyer


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