GRAND MAGUS / BULLET / STEELWING / SKULL FIST / VANDERBUYST

Essen, Turock, 14.01.2012

Seit Wochen ging mir wegen der Vorfreude auf dieses Event das Klappmesser auf. Fünf der angesagtesten Reinmetallbands aus dem Nachwuchslager vereint auf einer Bühne, das durfte man sich nicht entgehen lassen. Wohl dem, der früh seine Karten gesichert hat, denn es war schon im Vorfeld ausverkauft. So war es nicht verwunderlich, dass sich am Einlass eine Megaschlange bildete. Zusätzlich wurde akribisch darauf geachtet, dass jeder Gast mit einem Raucherausweis ausgestattet war, denn das Turock ist ein Raucherclub. Leider mussten Gäste nach weiter Anfahrt und langem Warten am Eingang wieder umkehren, auch trotz zugesichertem Platz auf der Gästeliste. Hier war die sonst gewohnt gute Organisation offensichtlich nicht ganz so akribisch.

VANDERBUYST jochem LIVE 2012Jedenfalls bekam Crossfire heute Unterstützung an der Bilderfront vom Fotomeister Daniel Horlbogen, was mich schon ein wenig entlastete. Das Turock füllte sich recht schnell, denn die Holländer von Vanderbuyst wollte niemand verpassen. Live sind sie eine Macht, von daher hätten sie nicht den Opening Slot spielen müssen. Doch sie hatten heute noch eine weitere Verpflichtung zu erfüllen, das Eurosonic Noorderslag in Gronigen zu headlinen, und den Weg dort hin wollte man bis 23.30 Uhr geschafft haben. Doch zunächst war ihr Gig im Turock zu absolvieren, und der begann mit dem Eröffnungsdoppel „Black And Blue“ und „KGB“ schon ziemlich amtlich. Das Turock war jetzt schon sehr gut gefüllt, und die ersten Publikumsreaktionen zeugten von einer Klasseband, da konnte man die Streichungen auf der Gästeliste schnell vergessen. „Essen, Do You Want Some Heavy Metal?“ fragte Sänger und Bassist Jochem Jonkmann, bevor mit “Tiger”, VANDERBUYST git LIVE 2012analog zu seinem Tigershirt aus der bandeigenen Kollektion, die Stimmung weiter angeheizt wurde. “Into The Fire” und “Tracy Lords” schlossen sich an, zu Letzterem gab es auch ein Shirt im Merchandise zu erwerben. Das Motiv einer jungen Dame, die in den 80ern schon als 16jährige in einschlägigen Filmen zu sehen war. Wenn das nicht auch oldschool ist. „Essen seid ihr gut drauf?“ war die nächste Frage von Jochem, und mein Fave „Stealing Your Thunder“ schloss sich an, welches Arme bis in die letzte Reihe recken lies. Inzwischen hat im regulären Vanderbuyst-Set das Thin Lizzy Cover „Don’t Believe A Word“ das Ufo-Cover „Rock Bottom“ abgelöst, passend zum 26. Todestag von Phil Lynott. Natürlich durfte “From Pillar To Post” nicht fehlen, mit dem Vanderbuyst ihren letzten Song zockten. Nach einer guten halben Stunde Spielzeit verabschiedete sich die Band mit den Worten „We Are Vanderbuyst, And You Are Great!” Dem war nichts hinzuzufügen.


SKULL FIST jackie LIVE 2012Um den Fünferpack nicht den Zeitrahmen sprengen zu lassen, wurden die Umbaupausen auf zügige 15 Minuten festgelegt. In dieser Zeit sollte es dem Gast gelingen, alte Biere zu entsorgen und ein Neues zu empfangen. Ein begonnenes Gespräch mit anderen Gästen konnte so keinesfalls zu einer Fachsimpelei ausarten, wenn man den Start der nächsten Band nicht verpassen wollte. Und die begrüsste mit den Worten ihres Frontmannes Jackie Slaughter „We Are Fucking Skull Fist From Toronto Canada“ ihr Publikum. Skull Fist waren in 2011 schon einmal im Turock zu Gast, damals noch mit Drummerin Alison Thunderland. Die Begeisterung der Audienz damals, als man die EP “Heavier Than Metal“ promotete, war schon bemerkenswert, mit gereckten Fäusten bis hinten zum Merch-Stand. Und diesmal war es nicht viel anders, wo man das Debütalbum „Head Of The Pack“ SKULL FIST casey LIVE 2012mitgebracht hatte. Grenzenlos geiler Highscream-Metal wurde zelebriert, mit viel Action und Attitüde. So trug Basser Casey Slade ein Ozzyshirt von 1983, und die Flying V von Jackie hing an Kettengliedern über seine jeansbewestete Moppedjacke. Doch trotz Fransen und Cowboystiefeln pflegten die vier aus Ontario die härtere Gangart. Eine würzige Ansage von Jackie „This One’s For The Ladies…Get Fisted“ sorgte für Schmunzeln, doch die Angesprochenen nahmen es mit Humor und feierten die Band weiter ab. „Sign Of The Warrior“ von der EP und „Commit To Rock“ vom aktuellen Album schlossen sich an, in denen sich Jackie solierend oft am Bühnenrand sehen lies. Insgesamt ein Klasse Auftritt der Kanadier, von denen ich gut und gerne noch mehr sehen hätte wollen.

 
STEELWING robbie LIVE 2012Am Stand für Merchandise gabs von Steelwing zwei Shirts zu erwerben, während alle anderen Bands mit drei Verschiedenen antraten. Jedes Shirt war für 20,00 Euro zu erstehen, ein Girlie von Grand Magus sogar für 15,00.  Die Senkrechtstarter von Steelwing fanden einen hohen Slot im Billing. Warum auch nicht, denn live haben sie schon einiges zu bieten, und vor einem Jahr spielte man schon im Vorprogramm von Accept. Optisch wurde nicht nur die Bühne gemäss des neuen Albums „Zone Of Alienation“ dekoriert, wo grosse Aufsteller die Scheibe bewarben. Nein, auch Basser Nic Savage trat mit quietschrotem Bass an, der auch die Farben des Aufstellers besass. Doch die Krone setzte allem Sänger STEELWING riley LIVE 2012Riley auf, der in blauer Uniformjacke mit goldenen Kordeln auftrat, wie sie im Kostümbedarf für Maskenbälle zu erwerben sein dürfte. Musikalisch hatte der Fünfer aus Nyköping aber einiges mehr zu bieten. Es konnte die in 2009 gegründete Band bereits auf Songs von zwei Alben zurückgreifen. Rein optisch wurde wieder viel bei Iron Maiden abgeguckt. Riley machte actiontechnisch den Eindruck eines Bruce Dickinson 1983, während Gitarrist Robbie eh wie Adrian Smith ausschaut. „I want you to scream high“ machte Riley die Audienz an, und man performte “They Came From The Skies” vom neuen Album. Obwohl die Hitdichte noch nicht allzu gross war, muss man der Band schon attestieren, eine gewachsene Liveband geworden zu sein. Zum Schluss zog Riley seine Jacke dann doch noch aus.

 
BULLET adam LIVE 2012Nun war endlich Zeit für Bullet, die natürlich wieder ihr selbst gebasteltes Logo mit den Glühbirnen im Back aufgehangen haben. Mit „Highway Pirates“ und „Back On The Road“ eröffneten sie ihren Set, und sofort war klar, dass spätestens ab jetzt der Partyalarm ausgelöst wurde. Wildes Getanze und Geschiebe in der Menge machte es schwierig, sein Bier im Becher zu halten. Das änderte sich auch bei “Turn It Up Loud” nicht. Zu „Roadking“ performte Mr. Hell Hofer in einem roten Umhang mit Fellkragen, und goldener Rückenaufschrift “Hell”. Gitarrist Hampus und Basser Adam blieben beide in ihrem gestreiften Partnerlook-BULLET hell adam LIVE 2012Shirts. Die Granatentracks „Rebels Return“ und „Dusk Til Dawn“ heizten die Stimmung noch weiter an, dass mein Becher inzwischen leer war. Dann sagte Hell Hofer den „Fastest Song We Ever Wrote“ an, und “Bang Your Head” wurde zum Besten gegeben. Zum Schluss wurde “Bite The Bullet” mit allen bekannten Trades gezockt. Im Mitsingpart wurde die Halle dann mal richtig laut, dafür gab es zur Belohnng die drei hochgehalten Äxte, an dessen Korpusrückseiten je eins der drei Wörter des Titels klebten. Ein grandioser Gig der Schweden, der definitiv zu den Besseren der Band zählt.

 

GRAND MAGUS sebastian LIVE 2012Was dann kam, war schon Stilbruch. Eben war noch ausgelassene Partystimmung bei Bullet, die Grand Magus dann in eine düstere Stimmung umwandelten. Eine grosse Schwedenflagge hing im Back, mit dem Schriftzug der Band versehen. Der Sound wurde jetzt schwerfälliger, als „Kingslayer“ und „Like The Oar Strikes The Water“ ihre mystische Magie entfalteten. „Silver Into Steel“ setzte den groovigen Lavaset fort, und ersetzte die Partystimmung durch ernsthafteres Kopfnicken. Aber Bewegung gab es in der Grand Magus Crowd natürlich trotzdem, denn dafür waren ihre Songs wie “I, The Jury” einfach zu stark. Bei den Klängen zu “Wolf’s Return” wurde es noch einmal etwas finsterer, denn der Brocken vom gleichnamigen Album hatte noch nicht die melodischere Ausrichtung der jüngeren Werke. Im Mittelpart von „Ravens Guide Our Way“ war dann das gesamte Turock GRAND MAGUS axes LIVE 2012zur Stelle, mit Heyrufen ihre Sympathie zu bekunden. Natürlich durfte die Speedgranate “The Shadow Knows” nicht fehlen, in der Sänger und Gitarrist JB seine Stimme variabler einsetzte, und den Refrain auch mal eine Oktave höher brüllte. Das Titelstück vom aktuellen Album “Hammer Of The North” schloss sich an, und JB bedankte sich bei einem fantastischen Publikum, hielt eine Flasche Becks hoch und prostete der Audienz zu. Im finalen „Iron Will“ gab JB noch einmal alles, wie Synchronbangen mit Basser Fox, der ziemlich starke Backing-Vocals dazu ablieferte. Der Dreier bedankte sich nach 65 Minuten bei einer beeindruckten Menge, und verlies sichtlich gerührt die Manege. Vielen Dank Grand Magus, vielen Dank den anderen vier Headlinern, vielen Dank dem genialen Publikum und dem Turock, für diesen obermetallischen Konzertabend!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Daniel Horlbogen